Falken zum Frauenkampftag
Wir, die Sozialistische Jugend – Die Falken, möchten an der Frauen*kampftagsdemo "Women's March" in Lübeck teilnehmen und unseren feministischen Protest als Kritik an den bestehenden Gesellschaftsverhältnissen auf die Straße tragen:
Im Zuge feministischer Arbeiter*innenkämpfe wurde vor 106 Jahren erstmalig zum Frauen*kampftag aufgerufen. Nach einer langen Geschichte von Kämpfen, in welchen sich mutige Mädchen* und Frauen* unterschiedlicher Lebenslagen patriarchaler Herrschaft, rassistischen und heterosexistischen Strukturen entgegengestellt haben, können wir leider noch immer nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft frei von Rollenzuschreibungen, Fremdbestimmung, sozialer Ausschließung und Unterdrückung leben.
Wir möchten die vorangegangenen Kämpfe der Arbeiter*innen, Schwarzen-, Women* of Colour- Lesben-, und Trans*- Aktivist*innen würdigen und weiter für die Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen* eintreten.
Derzeit scheint sich das Denken und Handeln vieler rückwärts zu bewegen. Rechtspopulistische Strömungen und die Identitäre Bewegung finden mit ihrem rassistischen und antifeministischen Weltbild Zulauf.
Die weiße, bürgerliche Kleinfamilie wird als zu schützender traditioneller Wert der Gesellschaft stilisiert, das bedeutet, Frauen* werden an Reproduktions- und Fürsorgearbeit gebunden. Dieser rechtskonservative Rückfall ist eine der Folgeerscheinungen des Kapitalismus und seiner ihm innewohnenden Krisenhaftigkeit: Zu Zeiten der zunehmenden Konkurrenz um Ressourcen, beispielsweise Arbeitsplätze, müssen Frauen* sich ständig an neue Zumutungen anpassen. Sie sollen flexibel sein und unter sich verschlechternden Bedingungen arbeiten (deutlich wird dies v.a. bei den Pflegekräften). Außerdem soll die Arbeitskraft einer zunehmenden Anzahl von Frauen* von sehr schlecht bezahlt bis erneut unbezahlt entwertet werden. Alte Abhängigkeiten von oftmals sozioökonomisch besser gestellten Männern*und damit schwerwiegende Freiheitseinschränkungen sind die Folge. Zudem ist der Kapitalismus darauf angewiesen, dass es immer genug und mehr als genug Arbeitskräfte und Konsument*innen gibt. Aus diesem Grund sollen Frauen* so zusagen als „Dienst an der Gesellschaft“ Kinder bekommen. Damit werden dann Frauen* wie auch Kinder von dem System benutzt, was gleichermaßen frauen- wie kinderfeindlich ist. Frauen*, die sich dagegen entscheiden, Kinder in diese Welt zu setzen, sind dem kapitalistischen System ein Dorn im Auge. Entscheidungen über ihren eigenen Körper sollen Frauen* auch weiterhin durch beispielsweise Abtreibungsverbote genommen werden. Es wird zunehmend von der Gesellschaft so getan, als würden sich kinderlose Frauen* nicht nützlich machen.
Frauen* haben in unserer heutigen Gesellschaft immer noch ihren Körper anzubieten, diesen auch zu gestalten und nach den gesellschaftlichen Bildern zu formen. Mädchen* wie Frauen* leiden häufig unter dem Druck, den gesellschaftlichen Schönheitsidealen nachzukommen und ihnen wird ständig eingeredet, dass an ihrem Körper etwas falsch sei.
Der Körper von Frauen* wird damit einmal mehr zum politischen Kampfplatz und zur Widerständigkeit gegen Angriffe auf die Freiheit. Wer sich den gesellschaftlichen Anforderungen verweigert, wer seine Arbeitskraft nicht auf dem Arbeitsmarkt anbietet, wer seinen Körper nicht nach den Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft formt, wer keine Kinder hat oder wer sich nicht in heteronormative Konzepte einzwängen lässt, wird von der Gesellschaft angefeindet, beleidigt, erniedrigt und schließlich ausgegrenzt.
Diese Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht von Frauen* stützt sich auf die bürgerliche Mitte und auf das rechtskonservative Lager. Der Sexismus und damit verbundene Gewalt wird allerdings von eben diesen als Bedrohung von außen im Islam festgemacht. Auf diese Weise wird es v.a. weißen Männern* leicht gemacht, sich mit ihrem eigenen Sexismus nicht kritisch auseinanderzusetzen zu müssen und von den problematischen Geschlechterverhältnissen, die auch in der Mitte Europas vorherrschen, abzulenken.
Gerade im Angesicht solcher Entwürfe müssen sich Frauen* solidarisch zusammenschließen. Und gemeinsam dafür eintreten, dass erkämpfte Selbstbestimmung nicht genommen - dafür antimuslimischer Rassismus nicht als eine Art Feminismus verkauft wird.
Blöden Anmachen, sexualisierter Gewalt, rassistischen und misogynen Ansichten, Gesetzen die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Frauen* einschränken und dem kapitalistischen System, das Unterwerfung, Ausbeutung, Kriege, Verdrängung, Verfolgung, Ausgrenzung... und so viel Leid bedeutet, solidarisch entgegen schreiten! Zurück >>